Unser Angebot für die Gottesdienste konnten wir weitgehend aufrechterhalten – nach Absprache mit dem Gesundheitsamt.

Und sicher, alle Gäste müssen angemeldet werden, es müssen Masken getragen werden, wir achten auf Abstände und unsre Musik nehmen wir vorher als Team auf, aber das Wichtigste, Gottes Wort zu hören und einander zu begegnen, das findet statt. Und im September 2020 konnten wir sogar eine Taufe feiern.
Bei der Suppenküche hat sich allerdings einiges geändert: Statt Suppe anzubieten, haben wir ab März 2020 bis zum Sommer einen Gabenzaun betrieben. Meist haben wir ihn an jedem Tag der Woche bestückt – das ging nicht ohne „Bewachung“, denn wie überall gibt es Leute, die das ausnutzen. Einmal war der komplette Zaun mit ca. 20 Beuteln innerhalb von 30 Minuten abgeräumt. Aber wir haben dazu gelernt und unter dem Einsatz von vielen Gemeindegliedern der Adventgemeinde Fischerstraße immer aufgepasst, dass jeder nur einen Beutel mitnahm. Überhaupt waren und sind viele beteiligt mit Einkaufen, Tüten packen, Organisieren der Arbeit vor Ort.

Im November 2020 sollte dann wieder die Suppenküche starten.

Statt der üblichen 60 bis 70 Gäste haben wir reduziert auf zweimal 23 Besucher. Und ein aufwendiges Hygienekonzept entwickelt. Und da, wo wir vorher selbst Suppen zubereitet und gekocht haben, mussten wir jetzt Suppen liefern lassen. Ein hannoverscher Gastwirt hatte uns über mehr als 10 Jahre hinweg das Weihnachtsessen (100 Portionen leckerste Gänsekeulen, Rotkohl und Klöße) spendiert. Und jetzt war er wie alle Gastwirte stark vom Corona Lockdown betroffen. Ehrensache, dass wir bei ihm bestellten – natürlich gegen Rechnung.

Und dann stiegen im neuen Jahr die Infektionszahlen weiter und wir überlegten nur noch Tüten und Essen zum Mitnehmen auszugeben. Unser Gastwirt machte mit. Und noch eine neue Idee hatten wir: Wie wäre es, wenn wir mit Essen direkt in die Stadt gehen und die Bedürftigen aufsuchen? Beim „Probelauf“ nahmen wir zwanzig Tüten mit Essensportionen, Schokolade und Keksen mit sowie Kaffee in Thermoskannen und Flaschen mit Wasser – transportiert in Rucksäcken, einem ausgedienten Kinderwagen, einem Einkaufstrolley und einem geliehenen Bollerwagen. In nicht einmal einer Stunde war alles weg. Wir sahen tiefstes Elend, vom Leben auf der Straße, von Alkohol und Drogen gezeichnete Gesichter … und in ihrer Not dankbare Menschen und leuchtende Augen. Diese Aktion wollten wir unbedingt weiterführen und so besorgten wir Bollerwagen und ließen uns Westen mit unserem kreuz+quer Logo bedrucken. Jetzt sind wir die Gelbwesten von Hannover 😉.

Mittlerweile kennt man uns schon. Die Menschen kommen auf uns zu, laufen uns hinterher, um auch eine Tüte abzubekommen. Einige schütten ihr Herz bei uns aus. Und überall freundliche Gesichter und Dankbarkeit. Auch bei den Ordnungskräften. Und manche, die diese Aktion mitbekommen, drücken uns Geld in die Hand.